Glücksbringer-Figuren gibt es in aller Herren Länder. Diverse Körperteile sollte man, soweit man den Legenden glaubt, rubbeln oder küssen oder auch nur behutsam berühren. Wir haben uns in Sachsen umgeschaut, was sich finden lässt, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen.
Wer auf Nummer sicher gehen will, dass ihm keine glücksbringende Reiberei entgeht, schaut einfach nur, wo sich andere drängeln oder Denkmale und Brunnen schon glänzende Stelle haben.
Leipziger Glücksbringer: Der Schuh des Gelehrten
Ins Auge fällt das Tun Zigtausender Vorgänger beispielsweise am linken Schuh der überlebensgroßen schwarzen Faust-Skulptur in der Leipziger Mädlerpassage. Diese Schuhspitze glänzt bronzen. Manch einer streift sie nur im Vorbeigehen mit dem Finger, andere bleiben stehen und reiben sorgfältig. Und Stadtführer bremsen ihre Trüppchen hier ohnehin.
Die Hauptfigur aus Goethes Drama steht neben den teuflischen Mephisto auf einem steinernen Sockel, gegenüber drei trunkene Studenten. Die Akteure der Weltliteratur debattieren erregt über die Köpfe des gewöhnlichen Passagen-Passanten hinweg. Ein Trinkgelage, angefeuert von Mephistos Zaubereien, hat sie so in Rage versetzt. Aber immerhin fiel in all den Turbulenzen der inzwischen berühmte und gern gebrauchte Ausspruch: „Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute.“
Dresden: Die Zehe des Gottes
Der Bildhauer Georg Wrba schuf 1910 die Skulptur “Bacchus auf dem Esel reitend” die am Eingang zum Ratskeller in Dresden steht. Der Legende nach soll die Berührung der Zehe des Weingottes Glück versprechen, aber auch, an den Ort zurückzukehren.
Die Stadt Dresden dürfte damit auch die Hoffnung verbinden, dass der Ratskeller endlich wieder seine Pforten öffnet.
Meißen: Die Nase des Kurfürsten
Bevor die aus Dresden kommende Elbe bei Meißen das von Anhöhen umgebene Talstück verlässt, reckt sich links ein wuchtiger Fels: Der Burgberg. Dessen verhältnismäßig kleines Hochplateau teilen sich der Dom mit Bischofsschloss und die Albrechtsburg. In der Burg hier regierten einst die Wettiner, eines der ältesten Häuser des europäischen Hochadels. Die bauten 1425 an die Westfront des benachbarten Domes einfach ihre neue Begräbniskapelle an, was nicht ohne Stress mit den Kirchenmännern passiert sein soll. Das alte Westportal aus dem Jahr 1400 wurde nämlich zur Innentür – was die Kostbarkeit allerdings zur Freude heutiger Denkmalexperten vor Wind und Wetter schützte.
Das hohe Grab in der Mitte des Raumes gehört jedenfalls dem Initiator dieses Bauvorhabens und dem ersten hier bestatteten Wettiner, Kurfürst Friedrich dem Streitbaren (1370-1428). Eine Geschichte, was das Berühren seiner Nase bewirkt oder gar eine genaue Anweisung, wie die zu erfolgen hat, gibt es eigentlich nicht. Aber die Besucher des Doms wollen offenbar nichts unversucht lassen, was ein gewisser Glanz dieser erhabenen Stelle beweist. Vielleicht haben vor allem die Leipziger Studenten hier ihre Hände im Spiel, denn Friedrich dem Streitbare hatte sich erfolgreich für die Gründung ihrer Universität (1409) engagiert.
Chemnitz: die Schnäbel der Pinguine
Ähnlich unbelegt ist, dass die Schnäbel der Chemnitzer Pinguine Glücksbringer sind. Aber sie recken die so selbstbewusst empor, dass es zumindest gute Laune bringt, zwischen dem Federvieh zu spazieren. Die aus 14 Kaiserpinguinen bestehende Kolonie des Bildhauers Peter Kallfels bevölkert seit 2004 die Inneren Klosterstraße.
Der Boden zu ihren Füßen ist mit den Umrissen der Antarktis und der Stadt Chemnitz bemalt, die sich irgendwie ähneln. Zudem ist der Längengrad 12°55´11″ östlicher Länge eingezeichnet. Dieser verläuft über die Innere Klosterstraße zur Antarktis und trifft dort in 15.000 Kilometer Entfernung – natürlich auf eine der größten Kolonien von Kaiserpinguinen.
Leipzig: Die Henkel des Brunnens
Zugegeben, von Glücksverheißungen ist nicht die Rede, wenn es um den Klangbrunnen im Leipziger Hansahaus geht.
Er lädt in der mit Speck‘s Hof verbundene Passage jedermann zu Musizieren ein. Wenn man seine Hände im Brunnenwasser befeuchtet und dann die Metallstreben des Brunnens reibt, entstehen durch die Schwingungen sphärische Klänge. Bei richtiger Bedienung des Klangbrunnens können die Geräusche den ganzen Raum erfüllen.