Die neueste WhatsApp-Nachricht des Chefs, Wetterbericht oder Kontostand: Nicht alle Informationen, die uns das Smartphone tagein tagaus liefert, machen wirklich glücklich. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich bisher nicht die richtigen Apps installiert hatte. Ein Selbstversuch.
Viele meinen ja, erst ein Leben ohne Smartphone sei ein wirklich glückliches. Ohne ständige Erreichbarkeit, ohne Gewische und Getippe auf kleinen Displays, ohne diese zwanghafte Frage, die uns inzwischen zirka alle zwei bis drei Minuten quält: „Gibt’s was Neues?“ Doch, ich gebe es ehrlich zu: Mir geht es wie der Mehrheit der Menschheit, ein Leben ohne die digitalen Alleskönner ist für mich unvorstellbar geworden. Andererseits können die Dinger schon einen permanenten Stressfaktor darstellen.
Zeit also, nach Apps mit einem gewissen Glücks-Appeal zu suchen. „Happier“ ist so ein Programm – hier hat das Marketing schon bei der Namensfindung ganze Arbeit geleistet. Das Prinzip ist im Grunde so simpel wie altbekannt: Jeden Tag erleben wir unzählige glückliche Momente, wir sollten uns diese nur bewusstmachen. Und, noch besser, das kleine Glück mit anderen teilen. Also installiere ich die App, melde mich an – und bin mittendrin in der Community aus rund einer halben Million Nutzern weltweit.
Sie berichten unentwegt, was ihnen gerade Glücksmomente beschert hat: eine gute Tasse Chai-Tee, das Spielen mit der Tochter, ein Spaziergang am Strand bei 25 Grad, ein Foto der Katze, die sich auf dem Kleiderschrank versteckt – nett. Ich poste einfach mal ein Foto und zeige, wie viel Spaß das erste Schneeschieben des Winters macht. Und siehe an: Das wollen tatsächlich wildfremde Leute in den USA wissen. Auch wenn die noch nie in ihrem Leben von „Münsterland“ gehört haben dürften… Eine kurzweilige Sache, die in stressigen Momenten für Ablenkung sorgen kann. Andererseits: Jetzt habe ich noch ein Programm mehr, das ich regelmäßig auf Neuigkeiten checken muss.
Bedenklich finde ich hingegen den Trend zur Selbstoptimierung. Herzfrequenz messen, jeden Schritt im Treppenhaus zählen, Trainingsleistungen en detail auswerten – ob das auf Dauer wirklich gesünder und vor allem glücklicher macht? Teils wird bereits an Anti-Stress-Programmen programmiert. Sie sollen einmal in der Lage sein, allein per Stimmprobe ins Smartphone-Mikro die aktuelle Laune zu erkennen. Geht’s mir schlecht, bekomme ich dann einfache Übungen angezeigt, die für Besserung sorgen sollen. Na, ich weiß nicht. Erfolgversprechender finde ich da ein gutes-altes Hausmittel: Wenn einem alles zu viel wird – einfach mal Smartphone aus und eine halbe Stunde ums Haus laufen.
Unverzichtbar ist das Smartphone für mich aber, wenn es zum Glücksbringer wird. So wie gerade vor zwei Wochen: Eurojackpot gespielt – und tatsächlich gewonnen. Okay, es waren nur 10 Euro, aber die SMS dazu hat sofort für gute Laune gesorgt, ganz unabhängig vom Betrag. Am Wochenende kann die Kiste gerne wieder vibrieren. Schließlich warten rund 19 Mio. Euro im Jackpot.