Neues Riesenbild im Panometer Leipzig:
In 3.800 Meter Tiefe, zum Grund des Nordatlantik, lädt seit kurzem das Panometer Leipzig, eines der größten Panoramen der Welt. „TITANIC – Die Versprechen der Moderne“ nennt sich die neueste Schöpfung von Yadegar Asisi. Doch auch anderswo hat der Künstler solche Quadratmeter großen szenenreichen Kunstwerke installiert. Keines bleibt für ewig.
Man schreibt den 14. April 1912 als die Nachricht vom Sinken der Titanic um die Welt gefunkt wird. Seitdem zerfällt das Wrack auf dem Grund des Nordatlantik. Zahllose Tauchtrupps beobachteten dessen Todesschlaf und machten tausende Fotos. Nun also hat sich auch Yadegar Asisi, der Schöpfer vieler Panoramen, der Katastrophe genähert.
Auf 3 500 Quadratmetern bildet er das am Meeresgrund liegende Schiff ab: Den in zwei Teile geborstenen, aufgerissenen Rumpf, Wrackteile und fast vom Sand verschluckte Erinnerungen an die Reisenden, Koffer, die Hand einer Puppe, Geschirr… Über allem schweben U-Boote der Expedition und schicken ihr Scheinwerferlicht auf die Überbleibsel.
Asisi wollte mit seinem Panorama mehr, als vorhandene Fotos zusammenfügen und ein möglichst perfektes Abbild schaffen.
„Anfangs habe ich überlegt ‚Was soll ich an so einer Katastrophe interessant finden, was Filme nicht schon erzählt haben? Aber dann begann ich über den Begriff ‚modern‘ nachzudenken, mit dem wir alle Bedenken immer so leicht in den Wind schlagen. Trägt nicht die Euphorie über die Beherrschbarkeit der Natur immer auch die Tragödie mit sich?“
Wer Asisis philosophischen Überlegungen folgen möchte, sollte vor dem Schritt ins Riesen-Rund die es umgebende Ausstellung anschauen, die ergänzt, was die Leinwand trotz ihrer Größe nicht erzählen kann. Installationsräume präsentieren Errungenschaften der Ingenieure um 1900.
Die Besucher sollen in diese Euphorie hineingezogen werden – um dann den Anblick des Scheiterns umso eindringlicher zu erleben. Bewegung und Emotion in diese Augenblicke bringt neben dem sich wandelnden Licht die eigens komponierte Musik: das Lachen des Saxophons der Salonmusiker, metallisches Kreischen, das Tuten des Schiffshorns, menschliches Schreien, dumpfes Dröhnen…
Erneut hat der in Leipzig aufgewachsene Künstler Yadegar Asisi sein Panorama in einem einstigen Gasometer der Stadt – das imposante Bauwerk entstand im Jahr 1910 – installiert. Aus dem ursprünglichen Verwendungszweck des Gebäudes und der Kunstform Panorama entstand die Wortverschmelzung Panometer. Mit 32 Metern Höhe und 110 Metern Umfang zählt es zu den weltgrößten Panoramen.
Keines seiner Kunstwerke hängt für Ewigkeiten.
Asisi ist ein produktiver Mann. Keines seiner Kunstwerke hängt für Ewigkeiten. Und immer kommen neue hinzu. „Die Mauer“, das in Berlin zu sehende Rundbild von der geteilten Stadt, soll so schnell nicht fallen. Seit Dezember 2014 hängt in Pforzheim „ROM 312“, eine Szene, welche die prächtigste Kapitaleder Antike erleben lässt. In der französischen Stadt Rouen ist seit 2016 ein Stadtpanorama zu Zeiten von Jeanne d’Arc zu sehen.
Ab Herbst 2017 wird „Amazonien“ in Hannover liegen. Zu jenen Panoramen, die nicht in imposante Naturkulissen führen sondern einen Tag – oder mit künstlerischen Mitteln zu einem Tag zusammengeraffte Ereignisse – in der Menschheitsgeschichte ablaufen lassen, gehören auch die beiden Dresdener Bilder: „Dresden – Mythos der barocken Residenzstadt“ und „Dresden 1945“. Immer im Januar, also vor dem Jahrestag der Bombardierung, werden die Bilder des Alltags für einige Monate abgelöst von denen der Zerstörung.
Highlight im Lutherjahr
Auch in den Trubel auf dem Wittenberger Schlossplatz, einem Hotspot der Reformation, können sich Zeitreisende von Asisi mitnehmen lassen. Das Bild „Luther 1517“ gehört seit vergangenem Herbst zu den Sehenswürdigkeiten von Wittenberg und wird Teil der „Weltausstellung Reformation“ im kommenden Sommer sein. Mehrere Ereignisse dieser Epoche der Umbrüche verschmelzen auf dem Rundbild zu einem Tag und einer Nacht. Die Beleuchtung holt einzelne Szenerien in den Vordergrund. Gesang, Stimmengewirr aus dem Luther-Worte hervortönen, Kanonendonner. Lichter und der Klänge bringt Bewegung in das gänzlich unbewegte Bild.
Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Asisi spricht übrigens schon wieder über neue Pläne. So unter anderem dem Attentat auf das World Trade Center in 2011 widmen, der Kunstrichtung Impressionismus, der Antarktis und er will seine Zuschauer einladen, sich in ein winziges Insekt zu verwandeln und in einer Blüte zu landen.
Mehr Informationen zu den Asisi-Projekten gibt es im Blog: http://blog.asisi.de
und der Webseite : http://www.panometer.de